Verschiedene brasilianische Doktoranden und Forscher überwanden ihre eigenen Grenzen um in Deutschland zu recherchieren
Verschiedene brasilianische Doktoranden und Forscher überwanden ihre eigenen Grenzen um in Deutschland zu recherchieren
Vor fast vier Jahren hat die brasilianische Psychologin Renata Stellmann ihre Heimat, Familie und Freunde verlassen, um in Deutschland tätig zu sein. Sie träumte davon ihre Doktorarbeit in Deutschland zu schreiben und Forschung zu betreiben. Nach einem schwierigen Weg, das bedeutet deutsch zu lernen, über ein interessantes Projekt nachzudenken und einen Betreuer zu finden, hat sie alles erfolgreich geschafft. Seither untersucht sie kulturelle Unterschiede in Liebesbeziehungen zwischen Deutschen und Brasilianern am Lateinamerika Institut an der Frei Universität Berlin.
Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) studieren so wie Renata hier in Deutschland mehr als 2.000 Brasilianer. Außerdem bestehen nach dem Bundesforschungsministerium über 230 Hochschulkooperationen zwischen beiden Ländern und es gibt mehr als 1.200 deutsche Unternehmen in Brasilien. Seit April 2010 haben diese Studenten und Forscher einen weiteren Grund sich zu freuen: das Deutsch-Brasilianische Jahr der Wissenschaft, Technologie und Innovation 2010/2011. Während diesem Zeitraum organisieren Forschungsorganisationen in Deutschland und Brasilien bilaterale Konferenzen.
Ein Beispiel dafür ist die Konferenz über Gravitationswellen, die am Ende des Jahres in Brasilien stattfindet. Unter den Verantwortlichen für die Vorbereitung befindet sich auch Frau Prof. Dr. Cecilia Chirenti. Mit nur 28 Jahren unterrichtet sie Physik an der 2006 eröffneten brasilianischen „Universidade Federal do ABC“ und gehört zur Gruppe relativistischer Astrophysik des Max Planck Instituts für Gravitationsphysik. Ihre Karriere ist eine erfolgreiche Geschichte. Während ihrer Doktorarbeit hat sie drei Monate in Deutschland bei Max Planck verbracht. Nach der Promotion hat die Forscherin zwei Jahre mit einem Stipendium der Humboldt-Stiftung ihre Forschung weitergeführt.
„Ohne diese Erfahrung in Deutschland hätte ich diese feste Position an der brasilianischen Universität nicht bekommen“, gibt sie zu. Sie fühle sich wegen ihrer Arbeit privilegiert und zufrieden. Ständig zwischen Brasilien und Deutschland unterwegs hat sich die junge Professorin an diesen Lebensstil gewöhnt. „Ein großer Vorteil der akademischen Karriere ist die Möglichkeit verschiedene Grenzen zu überschreiten“, beschreibt sie. In diesem Punkt stimmt Renata teilweise zu. „Grenzen bedeuten für mich der Anpassungsprozess an sprachliche und kulturelle Differenzen“, erzählt die Doktorandin. Allerdings bleiben widersprüchlicherweise noch einige Grenzen bestehen. Obwohl Renata seit drei Jahren in Deutschland wohnt, ist die deutsche Sprache noch eine Herausforderung für sie. „Der Akzent und orthographischen bzw. grammatikalischen Fehler zeigen ständig, dass ich nicht zu dieser Kultur gehöre“, sagt sie.
Mit dieser Art von Problemen beschäftigt sich der brasilianische Sprachwissenschaftler Julio Matias beim Herder Institut der Universität Leipzig. Er analysiert die Besonderheit der Textproduktion in einer fremden Sprache im Vergleich zur Muttersprache. „Ich sehe keine problematischen Schwierigkeiten eine Forschung außerhalb unserer geographischen Grenzen durchzuführen“, sagt er. Das ist eine Frage der Perspektive. „Eine Recherche außerhalb der Grenzen kann schwierig sein, aber eine Recherche über die Grenze hinaus ist sicherlich gespannt und aufgeregnet“, erklärt er.
Fast die gleiche Ansicht hat der Doktorand Flaviano Bugatti. Der Historiker promoviert am Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin und untersucht die Rezeption der deutschen Kinoproduktionen in den 20er und 30er Jahren in Brasilien. „Für mich bedeuten Grenzen keine Auferlegung der Trennung oder Begrenzung, sondern einen Raum für den Dialog“, schildert er. Auf jeden Fall sind alle Studenten und Forscher in einem Punkt einverstanden – sie werden geistig reifer durch eine Auslandserfahrung. „Die brasilianische Grenze zu überschreiten, wo ich alles gut kenne, und mit einer neuen Situation in Deutschland konfrontiert zu werden, war eine wichtige Entscheidung für mich“, sagt Glaucia Peres, die an der Humboldt Universität promoviert.
Ein brasilianischer Arzt hat auch seine Meinung darüber. Diogo Mattos ist am Max Planck Institut in Magdeburg tätig. Er manipuliert tierische Zellen genetisch um menschlichen Gerinnungsfaktor zu produzieren. Er hält die Grenzen des Wissens für unvorstellbar. „In den letzten Jahrzehnten hat die Wissenschaft immer weitere Schritte in alle Richtungen gemacht und deshalb werden die Grenzen des Wissens immer größer und erstaunlich“, glaubt er.
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